SLÖ SALZBURG
Buchbesprechungen
Olaf-Axel Burow, Charlotte Gallenkamp (Hrsg.): Bildung 2013.
Sieben Trends, die die Schule revolutionieren
Zu Beginn ein scheinbar desillusionierendes Zitat: „ Aussagen über die Zukunft machen zu wollen, ist ein unmögliches Unternehmen, denn die Zukunftsforschung hat gezeigt, dass nur eines sicher ist: Der Zeitgeist irrt immer!“ ( Seite 8). Ferner orten die Autoren Schule als relativ veränderungsresistente Institution.
Und weiter: Innerhalb von zwei Jahren vergessen wir bis zu 80 Prozent des Schulwissens, das für uns nicht persönlich bedeutsam ist.
Weitere Diagnosen und Vorschläge:
- Wir sind weiter denn je von Chancengleichheit bzw. Chancengerechtigkeit entfernt.
- Wir sollten anstelle allen SchülerInnen zur gleichen Zeit das Gleiche zu vermitteln individualisierte Lernumgebungen schaffen, in denen jeder(r) Einzelne seine spezifische Potenziale entwickeln kann.
- Man bricht auch eine Lanze für eine „positive Pädagogik“ hin zu Lernfreude, ja „Schulglück.“
- Das Bildungsideal der Aufklärung (Locke, Kant, Humboldt) werde von Neurobiologen wie Gerald Hüther quasi wieder zum Leben erweckt.
- Obwohl die sich rasch wandelnden Verhältnisse wie Digitalisierung und Globalisierung uns alle mehr denn je bestimmen, komme es – wie an anderer Stelle des Buches betont – nach wie vor auf die Lehrpersonen an (z.B. Gestaltpädagogik und danach J. Hattie).
- Mit modernen digitalen Unterrichtsformen könne man zu vermittelnde Inhalt nunmehr gut auf den Lernenden zuschneidern.
- Der Lehrende müsse sein Einzelkämpfertum verlassen und eher Teamplayer werden.
- Ganztagsschulen in verschränkter Form (Rhythmisierung) gehörten weiter ausgebaut, ebenso die Möglichkeit jahrgangsübergreifenden Arbeitens, fächerübergreifendes Projektlernen sowie in der Oberstufe ein nur etwa dreitägiges Arbeiten in der Schule, wobei die andere Zeit außerhalb im Lernen an Projekten in Teams geraten wird.
- Schließlich: Förderung jener SchülerInnen, denen das Elternhaus nur unzureichend die entsprechenden Hilfen angedeihen lassen kann/ will.
Konkret die 7 Trends, welche die Schule revolutionieren (werden), Seite 162 ff:
- Digitalisierung
- Personalisierung und neue Lehrerrolle
- Vernetzung
- Veränderung des Lehr-/Lernraums
- Gesundheitsorientierung
- Demokratisierung
- Glücksorientierung
Ein weiterer Ausblick: Zwölf Thesen zur Schule der Zukunft (Seite 175 f)
- Die Schule der Zukunft ist eine Schule für alle
- … ist eine Potenzialentwicklungsschule
- … basiert auf Salutogenese, Selbstbestimmung und wertschätzender Entwicklung
- …entwickelt neue Architekturen
- …nutzt neue Personalmischungen
- …entwickelt eine flexible Rhythmisierung
- …ist ein Ort gelebter Partizipation
- …nutzt die „Digitale Dividende“
- …ist weltoffen
- …ist eine Kulturschule bzw. ein kreatives Feld
- … ist keine „Schule“
- … ist eine Zukunftswerkstatt.
… Liebe LeserInnen, hoffentlich bietet diese Kurzrezension für Sie genügend Anregungen zur Reflexion mit eigenen Erfahrungen, Meinungen und Vorschlägen.
Olaf-Axel Burow, Charlotte Gallenkamp: Bildung 20130. Sieben Trends, die die Schule revolutionieren, Beltz-Verlag, 2017, 180 Seiten, ISBN 978-3-407-25760-4. Preis: € 29,95
Herbert Wallentin
Heide Fuhljahn: Von Wahn und Sinn. Behandler, Patienten und die Psychotherapie ihres Lebens
Wie heilt man eine Depression, eine Angststörung oder Alkoholabhängigkeit? Wie ein Trauma oder eine Essstörung? Welche Psychotherapien gibt es überhaupt? Welche hilft wem – und warum? Im Dickicht der Psychotherapien liefert die Fachjournalistin und selbst Betroffene nun Antworten. Sie hinterfragt kritisch verschiedene Therapiemethoden und erklärt ihre spezifischen Wirkfaktoren.
Für ihre Erfahrungsbeichte hat die Autorin drei Patienten und acht Experten interviewt. In authentischen Fallbeispielen ermöglicht Fuhljahn Einblicke in bewegende Sitzungen. Sie erzählt die subjektive und objektive Sicht der Methoden und bemüht sich dabei, Wissenschaftliches verständlich zu vermitteln.. Allein in Deutschland leiden rund 5 Millionen Menschen an Depressionen. Volkswirtschaftlich gesehen, würden sich Prävention und optimierte Versorgung allemal lohnen. Von WAHN und SINN beantwortet auf mehreren Ebenen die Frage, wie Psychotherapie helfen kann.
Als Fachjournalistin beschreibt sie in ihrem Buch nicht nur die Psychotherapien, welche ihr persönlich geholfen haben, sondern auch die, die sie selbst nicht kannte oder denen sie skeptisch gegenüberstand. Gemeinsam ist ihnen, dass sie halfen und helfen.
Heide Fuhljahn: Von Wahn und Sinne. Behandler, Patienten und die Psychotherapie ihres Lebens, Springer-Verlag, 2017, 250 Seiten, ISBN 978-3-662-53588-2. Preis: € 20,55
cand. med. BMA Gabriele Kaliba